Moorentstehung
Vor 13.000 bis 14.000 Jahren bedeckte eine waldfreie Tundra die Kristallinrücken der Böhmischen Masse. Weiden, Zwerg- und Strauchbirken, durchsetzt mit seggen- und krautreichen Pflanzengesellschaften sowie Wermut- und Beifußgewächse bildeten ein Mosaik auf den damaligen Trockenböden. Wenngleich in Liebenau in der Würmeiszeit im Gegensatz zum Bayerischen Wald keine Lokalgletscher vorhanden waren, so zeigen die grusartigen Verwitterungen und Umlagerungen durch Bodenfrost doch die Einflüsse des kaltzeitlichen Klimas. Da im Laufe des Moorwachstums die Pollen der jeweiligen Epochen in die Torfschichten eingelagert wurden, lässt sich die weitere Entwicklung wie in einem Geschichtsbuch ablesen: Die Wiederbestockung der Moorumrandung setzte vor etwa 12.000 Jahren mit Birken und Föhren ein – zuerst wohl die Latschen, später mit Anheben der Waldgrenze die Waldföhre. Das Moor selbst entstand in einer Versumpfungswanne im Staubereich von Grund- und Oberflächenwasser. Die für Hochmoore meist idealtypisch dargestellte Seephase in Form eines Niedermoores ist für das Tannermoor also nicht nachweisbar. In den entstandenen Großseggensumpf wanderte alsbald das Torfmoos ein, sodass er bald in ein Hochmoor überging.In der Nacheiszeit verdrängten Fichten die bis dahin vorherrschenden Waldföhren-Birken-Bestände. So geht nun das Übergangstorf mit Wollgräsern in eine Hochmoordecke mit Torfmoosen über. 6500 vor unserer Zeit wanderte die Buche und Tanne in Oberösterreich ein und bildete ausgedehnte Mischwälder. Der Hauptzuwachs der Hochmoordecke erfolgte in der darauffolgenden Zeit.
Solche Hochmoordecken über mineralischem Untergrund bezeichnet man auch als "Wurzelechte Versumpfungshochmoore".
"Dedektivische Blütenstaubarbeit"
Pollenanalyse: Die Torfschicht der Moore archiviert die Vegetationsgeschichte. Jegliches organisches Material, das in den Torfkörper eingelagert wird, kann nicht verwesen. Im Rahmen einer Pollenanalyse wird ein Bohrkern des Untergrundes entnommen und hinsichtlich der Häufigkeit der Pollenarten untersucht. So können Rückschlüsse über Pflanzenvorkommen und Klima getroffen werden. Für die rund acht Meter mächtige Torfschicht des Tannermoores wurde eine solche Pollenbestimmung von Sigmar Bortenschlager im Jahr 1969 durchgeführt.
Die Unsterblichen
Für das Hochmoorwachstum sind Moose maßgeblich, insbesondere die Torfmoos-Arten. Sie wachsen mit ihrer Scheitelzelle ständig weiter, während der untere Teil im Laufe der Zeit abstirbt. Die Triebspitze besitzt dabei chlorophyll-haltige Zellen. Die abgestorbenen Zellen dienen später als Wasserspeicher - die sogenannten Hyalinzellen. Sie können ein Vielfaches ihres eigenen Gewichtes an Wasser aufnehmen und speichern.
Auch kann sich unter Wasser die organische Substanz schwer abbauen, sodass Kohlendioxid eingelagert bleibt.
Da Moose durch die Fähigkeit des "Jonenaustausches" ihre Umgebung versauern, verdrängen sie andere Pflanzen und bauen so ihre Vorherrschaft aus.
(Foto: Sphagnum capillifolium)
Hochmoore "atmen"
Dass Moore hoch und zugleich nass sein könnne, erscheint zunächst als Paradox. Ein intakter Torfkörper kann jedoch Wasserschwankungen ausgleichen. Bei geringem Wasserangebot senkt sich die Mooroberfläche. Die Poren im Torf verkleinern sich und sichern die so die Durchfeuchtung. Bei Regen saugt sich der Torfkörper wieder mit Wasser voll und hebt sich. In der Fachsprache wird diese "Mooratmung" als "Mooroszillation" bezeichnet.