Moore leisten Erstaunliches!
Moore erbringen beachtenswerte Ökosystemleistungen für die Natur und uns Menschen. Moorschutz ist damit auch Menschenschutz. Wir sollten aber auch anerkennen, dass Natur einen "in ihr innenwohnenden Wert" hat, den es zu respektieren gilt – oder mit anderen Worten: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will" (aus Albert Schweitzers Werk: Die Ehrfurcht vor dem Leben).
Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen
Im Laufe von Jahrtausenden haben sich Moore zu einzigartigen Biozönosen (Lebensgemeinschaften) entwickelt. Manche Tier- und Pflanzenarten haben sich gar gänzlich auf diese Sonderstandorte ausgerichtet, wie etwa der Rundblättrige Sonnentau, das Scheidige Wollgras, der Moorfrosch und der Moorbläuling. Für den Vogelzug gelten Moor- und Feuchtflächen als wichtige Rastplätze oder Winter- bzw. Sommerquartiere.
Unverzichtbare Kohlenstoffsenke
Moore speichern riesige Mengen CO2 in ihren Torfen – weltweit circa 450 Gigatonnen Kohlenstoff! Das ist mehr als die gesamte Biomasse der weltweiten Waldfläche! Fallen Torfkörper trocken, wird die Biomasse abgebaut und Kohlendioxid freigesetzt. In Österreich rechnet man mit rund neun Tonnen je Hektar und Jahr für trockengelegte Moorstandorte. Andererseits kann torfbildende Vegetation langfristig (bei der Torfentstehung entweicht nur ein Teil des ursprünglich gebundenen Kohlenstoffs) zwischen 0,15 und 1,3 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar und Jahr binden.
Wirksamer Wasserspeicher
Moore bestehen zu 95 Prozent aus Wasser und wirken somit als effektive Wasserspeicher. Sie können schnell große Wassermengen aufnehmen, das sie dann wieder langsam an die Umgebung abgeben. So wird auch die Gefahr von Überschwemmungen und Flutkatastrophen minimiert. Insbesondere Moose und der aus ihnen entstandene Torfkörper leisten hier Unvorstellbares. Moore können sich in regenreichen Jahren mehr als einen Meter anheben.
Effizienter Wasserfilter
Naturnahe Moore wirken als Wasserfilter. Die im Wasser gelösten Stoffe werden von den Pflanzen aufgenommen, Schwebstoffe setzen sich im Torfkörper ab. Das so gefilterte Wasser fördert die Neubildung des Grundwassers und speist Gewässer.
Kühlendes Kleinklima
Moore beeinflussen mit ihrer Fähigkeit, große Mengen an Treibhausgasen zu speichern, das Makroklima. Da nasser Torf sich sehr viel langsamer erwärmt als trockener, entstehen „tundraähnliche“ Kleinklimate. Höhere Luftfeuchtigkeit, Nebelbildung und kühlere Bodentemperaturen als bei Mineralböden bestimmen das lokale Klima. Gerade in Zeiten des Klimawandels erscheinen solche kühlen Rückzugsräume wertvoll.
Geniales Langzeitarchiv
Intakte Hochmoore wachsen beständig schichtweise „nach oben“. Pollen, Pflanzen- und Tierreste und andere organische Artefakte lagern sich darin ein. Der hohe Wassergehalt verhindert eine weitgehende Zersetzung der organischen Substanz. Es entsteht ein paläoökologisches Archiv, welches Jahrtausende in die Vergangenheit zurückreichen kann und über Bohrkerne erschließbar ist. Klimatische Veränderungen lassen sich über Pollenanalysen und Sedimentzuwächse erhellen. Und nachdem ein Meter Torfdicke rund 1000 Jahre braucht werden Moore zu einer erlebbaren Metapher langer geschichtlicher Zeiträume.
Ästhetische Wildnis
Die mystischen und düsteren Moorlandschaften haben seit jeher Künstler inspiriert. Die eigentümliche Ästhetik der Moore ging in Literatur und bildende Künste ein. Vielfach wurde das bezwungene Moor, welches durch Kanäle entwässert und agrarisch nutzbar gemacht wurde, thematisiert. Jeder Naturfreund aber weiß, dass insbesondere unberührte Moore einen einmaligen Zugang zur Schönheit der Wildnis eröffnen.
(Touristische) Erholung
So viel vorweg: Moore sind ohne Menschen besser dran. Nachhaltige und sensible Formen von Tourismus sind aber mit dem Moorschutz durchaus vereinbar. Wer sich im Moor richtig verhält (Moorknigge), dem wird sich die Schönheit und Urtümlichkeit der Moore erschließen.
Heilsam Apotheke
Mooranwendungen gehören im Kurbetrieb längst zum Standard. Bei Rheuma und Gelenksproblemen helfen Moorpackungen, als Trinkkur soll es bei Magen-Darm-Problemen heilen. Insbesondere der hohe Gehalt an Huminsäure wirkt entzündungshemmend und entgiftend. Zusätzlich ergänzen Moorpflanzen die Kräuterapotheke. Freilich muss man sich bewusst bleiben, dass für Mooranwendungen Torf abgebaut wird.
Ich wachse, darum bin ich
Natur und so auch Moore haben eine vom Menschen unabhängige Seinsqualität. Sie bemisst sich nicht am Nutzen (Funktion) oder
Wert, den der Mensch ihr zugesteht. Dem Menschen stünde hier entsprechende Demut an, das Vorgefundene nicht leichtfertig zu zerstören.
Sensible Produktionsfläche
Die letzten intakten oder revitalisierbaren Moore sollten rein aus naturschutzfachlicher Sicht betreut werden. Es ist aber sinnvoll, ehemalige Moorflächen und entwässerte Torfkörper wieder zu vernässen, um den Torfabbau zu stoppen und die Kohlenstoffsenke zu erhalten. Für solche Flächen können alternative Nutzungskonzepte entwickelt werden. Pilotprojekte mit Wasserbüffeln oder Torfmoos-Farmen sind am Laufen.